Mogilia – Teil 5

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Im Kerker

Der Kerker verdient diese Bezeichnung eigentlich nicht. Es ist nur ein kleines Loch, in dem Mogilia nicht einmal sitzen kann.

Mogilia weiß nicht, wie lange sie schon hier ist. Es gibt kein Tageslicht. Nur ein Dämmerschein verrät, dass es Tag ist. Sie weiß nicht, wie lange sie ohnmächtig war. Aber sie weiß, dass sie unendlichen Hunger hat – und Durst. Der Durst ist noch schlimmer als der Hunger. Hunger ist Mogilia gewohnt. Aber ohne Wasser musste sie noch nie auskommen. Niemand schaut bei ihr vorbei. Die Oberin hat es wohl so gemeint, als sie sagte, sie solle hier verrotten.

Allerdings versteht Mogilia immer noch nicht, was es mit der Braut Gottes auf sich hat. Was ist verkehrt daran, uneingeschränkt zu lieben? Hat Gott selbst nicht ein Zeichen gegeben, dass er es akzeptiert, indem er ihr eine kleine Seele geschenkt hat? Wieso bestraft die Oberin sie also? Diesen Widerspruch muss Mogilia nun wohl aushalten.

Wenn Mogilia sehr mutlos ist, reist sie zu Sophia und berät sich mit ihr. Sie reist zu ihrem Baum und lässt sich von seinen Blättern wiegen. Sie reist in den Garten und genießt mit David das goldene Licht.

Mogilia spürt, dass ihrem Körper mehr und mehr die Energie entweicht. „Du liebe kleine Seele in mir. Es tut mir sehr leid, dass ich dich nicht besser beherbergen kann. Komm, lass uns gemeinsam nach Hause gehen.“ Sie bettet ihren Körper wie in einem ruhigen, erholsamen Schlaf. Dann tritt sie mit der kleinen Seele heraus.

Sie schauen bei Sophia vorbei. „Sophia, ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Ohne dich hätte ich nicht so lange hier ausgehalten. Ohne dich hätte ich nie lernen können, vorbehaltlos und grenzenlos zu lieben. Ich wünsche dir, dass du ein zufriedenes Leben führen und noch vielen Mädchen wie mir zur Seite stehen kannst.“ Auf Sophias Gesicht erscheint ein mildes Lächeln, als hätte sie Mogilia verstanden.

Sie schauen bei David vorbei. „Schau David. Das ist unser Kind – so eine kleine, reine Seele. Ich danke dir für deine Liebe. Ich werde dich zu Hause erwarten. Suche dir eine Frau und werde mit ihr und euren Kindern glücklich.“ David sendet ihr ein letztes goldenes Leuchten.

Sie schauen im Schlafsaal der Mädchen vorbei. Mogilia wünscht ihnen von Herzen alles Gute. Viele werden brechen. Aber einige werden ausreichend biegsam sein, um doch ein Stück Glückseligkeit aus ihrer Situation zu ziehen.

Mogilia schaut auch bei der Oberin vorbei. Wie unglücklich sie selbst im Schlaf aussieht. Sie dauert Mogilia. „Ich weiß zwar nicht, wonach Sie suchen, Frau Oberin. Aber ich wünsche Ihnen, dass Sie es finden. Und möglichst schnell, damit sie nicht weitere Mädchen zerstören müssen. Finden Sie Liebe und Glück. Delila scheint Ihnen das nicht gebracht zu haben.“

Nach Hause

Viele Wege bin ich gegangen. Viel habe ich erlebt. Viel habe ich gelernt und verstanden.

Ich bin zufriedenen Menschen begegnet, die mich verstehen konnten und die mir geholfen haben, meinen Weg zu finden. Ich bin unzufriedenen Menschen begegnet, die mich zu ihrem Vergnügen benutzt haben und mich auf ihren Weg zwingen wollten.

Ich bin wundervollen Seelen begegnet und werde weiter mit ihnen in Verbindung bleiben. Viele Menschen habe ich verloren. Nun werde ich sie wiederfinden.

Mogilia rückt enger an die kleine Seele heran und gemeinsam mit ihr macht sie sich auf den Weg nach Hause.

Ende.

Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine

6 Gedanken zu “Mogilia – Teil 5

  1. Ach, und ich habe geweint. Du hast das wunderbar geschrieben -sehr einfühlsam, sehr tiefsinnig.

    Hab ein schönes Wochenende (bei mir quält schon wieder diese olle Migräne 😐).

    Liebe Grüße
    Sylvia

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