Schreiben, schreiben, schreiben – Aufgabe 1

Die Aufgabe

Wie sicher nicht anders zu erwarten, bestand die erste Aufgabe darin zu sagen, warum schreiben lernen möchte. Dabei sollte man sich selbst ein wenig vorstellen, sodass die Korrektoren einen Eindruck davon bekommen konnten, mit wem sie es zu tun haben und was für Ziele dieser jemand verfolgt. Vorgegeben waren 3 Standardseiten.

Was habe ich gelernt?

Eine Standardseite ist in etwa das, was man in einem Taschenbuch bei „normaler“ Schriftgröße auf einer Seite findet: 30 Zeilen mit jeweils 60 Zeichen, wobei auch das Leerzeichen als Zeichen zählt. Davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört.

Es gab eine Formatvorlage, die allerdings zu lange Zeilen eingestellt hatte. Ich habe also 3 Seiten abgegeben, was aber bei Umformatierung doch deutlich zu viel war. Das bleibt dann also als Aufgabe fürs nächste Mal.

Hauptanmerkung der Korrektur war, dass man in geschriebenen Texten eher das Präteritum, also die einfach Vergangenheit (er ging), und nicht das Perfekt (er ist gegangen) verwendet. Es würde sich wohl einfacher/schneller lesen. Beim Sprechen greift man eher zum Perfekt.

Was fiel mir schwer?

Gefordert war, dass das Ganze eine Einleitung, einen Schluss und eine Art Spannungsbogen haben sollte. Ähm, ich sollte eine Frage beantworten. Wenn ich im Alltag eine Frage beantworte, dann baue ich da doch keine Einleitung etc. Aber ganz offensichtlich waren wir hier nicht im Alltag, also musste ich zusehen, wie ich das irgendwie hinkriegte.

Das Ergebnis

So, und hier nun der Text nach Einarbeitung der Korrekturanmerkungen. Über ein paar Hinweise von Euch würde ich mich freuen.

Warum ich schreiben lernen will

Ihr möchtet wissen, warum ich schreiben lernen will? Eine politisch korrekte Antwort wäre wohl: Weil Schreiben mein Leben ist. Das kann ich aber nicht aus tiefstem Herzen sagen.

Mein Leben ist bunt, reich an Abenteuern und liefert einen unaufhörlichen Strom an Eindrücken und Erfahrungen. Auf meinen Langstreckenwanderungen, bei meiner Arbeit in der Erwachsenenbildung und auf Reisen ins Ausland treffe ich mit vielen, sehr verschiedenen Menschen zusammen, kann mich mit ihnen austauschen und erfahre so von ihren Lebensgewohnheiten, Wünschen und Sorgen. Über all das zu schreiben, hilft mir, die vielen Erkenntnisse und Einsichten zu ordnen, zu verarbeiten, zu verstehen und mir einen Sinn aus diesem Leben zu erarbeiten.

Das Geschriebene teile ich seit reichlich zwei Jahren über einen Blog. So sind Reisebeschreibungen, Fotoserien und Sammlungen von Gedichten und Geschichten entstanden. Viele Leser genießen, dass sie mich auf meinen Reisen begleiten können, sei es, weil sie selbst solche Reisen nicht unternehmen können, sei es, weil sie ganz einfach andere Länder kennenlernen wollen. Andere freuen sich an den kleinen Gedichten und Geschichten oder Bildern und Fotos. Einige lassen sich soweit inspirieren und werden aktiv, dass sie Formulierungen oder Formate für ihre eigenen Blogs übernehmen.

Zu sehen, dass man in der Lage ist, anderen Leuten auf so einfache Art und Weise Freude zu bereiten oder sie zu eigenem kreativen Handeln anzuregen, ist einfach eine wundervolle Bereicherung für mich. Mein Leben ist ein Wunder und durch das Schreiben möchte ich Anderen gern vermitteln, dass auch ihr Leben ein solches Wunder ist. Deshalb möchte ich mein Schreiben in eine dauerhaftere Form, z. B. Bücher über meine Reisen oder Sammlungen von Geschichten, überführen, um es mehr Menschen als über einen Blog verfügbar zu machen.

Sicher fragt ihr euch jetzt, wie ich auf die Idee gekommen bin, gerade die Schriftform für das Festhalten meiner Erinnerungen zu wählen.

Vielleicht war ich sieben oder acht, als mein Großvater mir eine alte Schreibmaschine schenkte. Nein, nicht eine, deren Anschlagssystem die Tastaturen der heutigen PCs nachempfunden sind. Älter. Ein Ungetüm aus Gusseisen. Es roch nach Maschinenöl und Farbband. Das Licht spiegelte sich in den blanken Teilen. Mit einer Nadel suchte man auf einer Vorlage den entsprechenden Buchstaben aus. Dadurch wurde eine Walze mit diesem Buchstaben in die passende Position gebracht und mit einem Tastendruck der Buchstabe aufs Papier gedruckt. Das Schreiben wurde zu einem Prozess mit körperlicher Bewegung und mit allen Sinnen.

Warum tat er das? Sollte ich das, was damals ganz unbedarft aus mir heraussprudelte, aufschreiben, um die Ohren und Nerven der Verwandten zu schonen? Was auch immer sein Antrieb gewesen sein mochte, das Interessante ist, dass ich mit dieser Schreibmaschine, wenn ich schrieb, was mir so einfiel, plötzlich Rechtschreibung und Grammatik beherrschte, während es in meinen Schulheften bei Pflichttexten nach der Korrektur durch die Lehrerin wie in einer Wildschweinsuhle aussah. Das veranlasste meine Mutter, mir Schreibmaschinenverbot zu erteilen, bis ich auch auf Papier tadellose Rechtschreibung und Grammatik beherrschte. Für eine Weile war mein Schreibenthusiasmus gebremst.

Es dauerte nicht lange, da fing ich mit dem Schreiben wieder an. Ich schrieb kleine Gedichte für Klassenfeten. Allerdings war ich wohl noch zu unreif, um zu erkennen, dass man mit schonungsloser Offenheit Leute verletzt und sich ins Abseits schießt. Das führte mich wieder in eine Schreibpause.

Mit vierzehn ging ich in ein Internat. Das Schreiben von Gedichten und Geschichten half mir, mit dem neuen Leben zurechtzukommen. Es half mir auch, gewisse Kindheitserfahrungen zu verarbeiten. Die Schule richtete einen Schreibwettbewerb aus. Ich reichte einige Gedichte ein, von denen eines prämiert wurde. Die Freude darüber hielt an, bis Neider mir Plagiat vorwarfen.

Ein wenig später sendete eine Freundin ohne mein Wissen einen meiner Texte an eine damalige Jugendzeitung. Auf einem Stück Papier, das man heute wahrscheinlich nicht einmal mehr als Schmierpapier akzeptieren würde, mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern, teilte man ihr mit, dass sich junge Schreibende gewöhnlich selbst durchsetzen würden und nebenbei bemerkt das Ganze auch nicht so gut wäre, wie sie dächte.

Seitdem zeigte ich nie wieder jemandem etwas, das ich geschrieben hatte, hörte aber eigentlich nie wirklich auf, zu schreiben. Es blieb bei Tagebucheinträgen, um mich mit meinem Leben auseinanderzusetzen.

Und doch brodelte und brutzelte es in mir wie in einem Schnellkopftopf. Bevor er drohte, endgültig zu explodieren, richtete ich einen Blog ein, über den ich in Austausch mit Menschen über das Geschriebene gehen kann. Hier bestimme ich selbst, was veröffentlicht wird, und ich kann mich mit Kritik direkt auseinandersetzen. Das Wichtigste aber ist, dass ich täglich schreiben und die Freude der Leser des Blogs genießen kann.

So, nun wisst ihr, warum ich schreibe: Schreiben ist Teil meiner Lebensart und meines Lebensausdrucks. Was ich tue, möchte ich gut machen. Deshalb möchte ich schreiben lernen.

Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine

30 Gedanken zu “Schreiben, schreiben, schreiben – Aufgabe 1

  1. Das A und O
    beim SCHREIBEN ist m. E., – von meinem Großvater KARL übernommen -,
    die G l i e d e r u n g !!

    Immer, ob bei Aufsätzen oder meine Diplomarbeit, habe ich
    möglichst mit vielen UNTERPUNKTEN gearbeitet und bin immer gut gefahren !

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    • Ja, irgendeinen roten Faden braucht man definitiv. Vielleicht ist es bei einem nicht-Sachbuch eher eine Art Handlungsfaden oder ein wohl sortiertes Büschel an Handlungsfäden? Mal sehen, ob ich das noch herausfinde.
      Danke für Deine Anmerkung. Und Danke an Großvater Karl – gut, dass es unsere Großväter gibt 🙂

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  2. Hach, das war sehr aufschlussreich Geschriebenes und wie ich finde, hervorragend formuliert!
    Da hat Deine Mutter etwas Gutes gewollt und doch auch erreicht, denn Deine RS und Grammatik ist mir von Beginn an positiv ins Auge gepurzelt! Sicher erinnerst Du Dich an „Rosa“? 😉
    Was mir manchmal, aber nur manchmal fehlt, ist das Transportieren von Emotionen (im diesem Text von Dir sicherlich auch so gewollt oder von der Schreibschule so gefordert). Doch: Das ist meine – subjektive – Betrachtung.
    Spannend liest es sich – Kompliment!

    Herzliche Grüße
    Sylvia

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    • Ganz, ganz lieben Dank für dieses lange und so positive Feedback.
      Ja, inzwischen kann ich das Positive darin sehen. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob es nicht sanfter einen ebensolchen Effekte hätte haben können. Wir werden es wohl nie erfahren.
      Oh, oh, Emotionen. Du hast recht, hier hatte ich keine bewusst beabsichtigt. Wie war es bei „Rosa“ oder „7 Tage Sterben“? Das ist mit Sicherheit etwas, woran ich arbeiten kann/muss.
      Ich danke Dir und grüße Dich herzlich
      Belana Hermine

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      • Ja, siehste. Ich habe nämlich jetzt mehr Zeit und Sinn, die mir vertrauten Blogs zu lesen.
        Alle Blogs, die bei mir nur aus Gefälligkeit liken und die ich letztendlich auch nur noch „überschauend“ like (meist fremdsprachig) habe ich jetzt aus meinem Reader herausgenommen. Endlich habe ich wieder – zumindest häufiger – Zeit, die Blogs ausführlicher zu beachten, die mir wichtig sind, denen ich auch wichtig bin. Ein Zusammenbruch in diesen Tagen hat dazu geführt, endlich die Konsequenzen zu ziehen.

        Ich fühle mich erleichtert und freue mich nun auf Beiträge meiner LieblingsbloggerInnen und KünstlerInnen.

        Bitte betrachte meine Anmerkungen jedoch nur als subjektive Betrachtungsweise. Es können andere völlig anders sehen. Du schreibst Klasse und Du weißt, ich mag Deine Art des Schreibens sehr, Belana!

        Herzlichst,
        Sylvia

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      • Geht es Dir wieder richtig gut?
        Auch wenn so ein Zusammenbruch nichts ist, was man jemandem wünschen würde, wenn er aber zu erleichternden Veränderungen führt, hatte er doch etwas Gutes. Hoffe, Du kannst es Dir lange bewahren.
        Liebe Grüße
        Belana Hermine

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      • Ich rappel mich so langsam wieder auf. Zumindest habe ich mich ausgewortet – mal ganz anders, als man von mir gewöhnt ist ….
        🙂
        Ja, fast jedes negative Ding hat sein positives Dingsda … ;-).

        Danke der Nachfrage, meine Liebe.

        Herzliche Abendgrüße

        Sylvia

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  3. Finde, dass du das gut geschrieben hast…nicht von Kritik unterkriegen lassen! Kenne das aus eigener Erfahrung: Auch bei mir hat Kritik immer wieder dazu geführt, dass ich den Füller weglegte.

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    • Oh, das mit dem Schulaufsatz ist schon lange her. Hinsichtlich RS/Grammatik wohl schon, wie ein Lektor es wohl machen würde. Vielleicht noch nicht so streng, weil es ja der erste Text war. Zusätzlich gab es ein paar Hinweise bzw. Erklärungen. So wurde z. B. gesagt, was so die „Herausforderungen“ waren und ob/wie es einem gelungen ist, sie zu erfüllen.

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  4. Lieben Dank für diese Einblicke in die Entwicklung Deiner Schreibleidenschaft!! Das schreibst Du sehr kurzweilig!
    Wenn es aus Dir sprudelt und das geschrieben werden will, ist das wunderbar!!! Da lohnt es sich echt, auch das Werkzeug dazu zu „verfeinern“ . Deine Frische, Offenheit, Humor, Herzlichkeit und Spontaneität behältst Du sicher dabei! Liebe Grüße, Petra 🐞 🐞 🐞!

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    • Liebe Petra,
      ganz, ganz lieben Dank für Deinen berührenden Zuspruch. Ja klar, das Gute würde ich schon gern beibehalten – es möglichst verfeinern, verbessern und das weniger Gute gut werden lassen oder „verbannen“.
      Liebe Grüße
      Belana Hermine

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  5. HaliHallo Belana,
    ich kann mich nur dem ersten Kommentar von Sylvia anschließen. Ich lese häufiger bei dir als du glaubst, ich kommentiere bloß nicht so viel, es fehlt auch häufig die Zeit dafür (Asche auf mein Haupt).
    Ich mag deine „Schreibe“ sehr und gerade diese Zeilen haben neben der Kurzweil auch einige Einblicke in dein SchreibLeben gewährt. Sehr schön …
    Herzliche Grüße
    Ede

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  6. Einfach so beim Durchblättern anderer Blogs habe ich Deinen soeben gefunden. Ein schöner Text, in dem sich so mancher wiederfinden kann. Schreiben ist einfach ein wunderbares Instrument, seine Erlebnisse, Gefühle und Emotionen auszudrücken. „Schreiberlinge“ leben von ihrem „Wortschatz“ – und Wörter sind wohl unser größter Schatz, den wir haben. Mit einer Portion Empathie beginnen diese Wörter zu leben. Und das fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Liebe Grüße Rita ❤

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    • Liebe Rita,
      danke für Deinen sehr zugewandten Kommentar. Worte wie Schätze – das gefällt mir 🙂
      Hast Du denn auch einen Blog, in den ich mal reinschnuppern könnte?
      Liebe Grüße
      Belana Hermine

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      • Liebe Belana Hermine, hab Dank für Deine lieben Zeilen. Ich freue mich, dass Dir mein Kommentar gefällt. Und – ja – ich habe seit ein paar Tagen auch einen Blog (nach einigen Jahren des Nicht-Schreibens hat mich die Muse wider geküsst :). Hier mein Blog: zeilenanfang.wordpress.com
        Vielleicht gefällt Dir ja der ein oder andere Beitrag.
        Es grüßt Dich herzlich Rita ❤

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      • Wirklich zugreifen konnte ich noch nicht. Aber ich konnte ihn abonnieren. Also sollte ich Neues sehen können. Darauf bin ich gespannt. Liebe Grüße Belana Hermine

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