Nachdenken über den Tod #1

Die Fastenzeit ab Aschermittwoch bis Ostersonntag ist für mich immer eine Zeit, mich mit einer bestimmten Thematik auseinanderzusetzen. Für dieses Jahr habe ich mich für das Thema „Tod“ entschieden.

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe.

1) In der spirituellen Ausbildung der letzten zwei Jahre wurde dieses Thema immer wieder aufgegriffen, sodass ich mir eine gewisse Vorstellung und eine eigene Haltung dazu erarbeiten konnte. Viele Gespräche mit den Mitlernenden haben dies unterstützt.

2) Ich liebe die Abenteuer und Herausforderungen des Lebens. Das letzte Abenteuer dieses Lebens wird die Konfrontation mit dem Tod sein. Auf jedes Abenteuer sollte man sich gut vorbereiten, so auch auf dieses letzte. Einiges dazu haben wir auf der formell-rechtlichen Ebene in den letzten Monaten gemeinsam mit MD getan.

Dieses „Schreibprojekt“ sehe ich derzeit als ein Experiment an. Ich habe zwar eine Vorstellung, über welche Aspekte ich schreibend nachdenken möchte (wie möchte ich sterben, wie möchte ich beerdigt werden, Testament / Vorsorgevollmacht / Patientenverfügung, Umgang mit dem Tod, Todessehnsüchte), bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich das alles gut umgesetzt und auf die noch verbleibenden Sonntage verteilt bekomme. Mehr als Bemühen kann ich also an dieser Stelle nicht versprechen. Lehrreich wird es für mich trotzdem – auf die eine oder andere Art.

Was haltet Ihr von diesem Experiment? Gibt es aus Eurer Sicht Aspekte, die besonders betrachtet werden sollten?

Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine

28 Gedanken zu “Nachdenken über den Tod #1

  1. Ein großes Thema hast du dir da vorgenommen, das dir für die Fastenzeit definitiv genug Stoff geben wird. Ich habe ein paar Jahre meines Lebens damit verbracht, über das Thema nachzudenken. War mein Spezialgebiet im Studium.
    Mich persönlich hat die „Was ist?“-Frage immer wieder beschäftigt und fasziniert. Ich bin bis heute noch nicht ganz drauf klar gekommen, was der Tod nun eigentlich ist. Ist er ein Faktum? Ist er ein Phänomen oder ein Prozess? Ist es ein medizinischer Ausdruck oder ein kultureller? Macht es einen Unterschied, ob man über „meinen“, „deinen“ oder „den“ Tod spricht? Wenn es den Tod gibt – wann ist ein Mensch überhaupt tot? Wie hängen „sterben“ und „Tod“ zusammen …
    Ich denke, eine kleine Reflexion darauf, was man überhaupt meint, wenn man über den Tod schreibt, ist sehr hilfreich, die weiteren Fragen zu beantworten – und wirft weitere Fragen auf.

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    • Lieben Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Das hört sich ziemlich nach Philosophie an. Was hast Du denn studiert? Jetzt beim Psychologie-Studium gab es ein paar Dinge zum Leib-Seele-Problem, aber alles ziemlich wage. Deswegen denke ich, dass jede/r eine Vorstellung entwickeln muss, die zu ihm/ihr passt, mit der er/sie leben (und sterben) kann.
      Und ja, zu sagen, was man eigentlich meint, ist Voraussetzung dafür, dass Andere einen verstehen können. Danke für den Hinweis.
      Danke auch für die anderen anregenden Fragen. In der Tat: ausreichend Denkstoff.
      Viele Grüße
      Belana Hermine

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      • Ich habe Ethik-Lehramt (u. a.) studiert. Meine damalige Professorin (Andrea Esser, wenn du sie googlen willst) hatte ein Projekt zum Thema Tod laufen. Genau genommen läuft das Projekt immer noch. Das Leib-Seele-Problem ist nochmal ein anderes, auch wenn das in die Frage nach dem Tod natürlich hineinspielt. Okay, genau genommen habe ich am Leib-Seele-Problem – oder dessen Zurückweisen – meine ganze Examensarbeit aufgebaut und darauf bestanden, dass egal ob Leib oder Seele, der Mensch nur so lange ein Mensch ist, wie er irgendwie verkörpert ist. Und Tod letzten Endes eine Zuschreibung ist, nicht mehr und nicht weniger. Und daraus haben sich Konsequenzen für mein Verständnis vom Tod und dem Umgang mit ihm ergeben. Deshalb kann ich den Weg nur empfehlen. 🙂

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      • Wow. Nicht schlecht!
        Ja, das Leib-Seele-Problem ist eine andere Frage als die nach dem Tod. Aber ich denke, da gibt es Zusammenhänge – jedenfalls sieht es für mich so aus. Je nach dem, wie ich mich im Leib-Seele-Problem stelle, werde ich die Frage danach, was nach dem körperlichen Tod passiert, beantworten. Hast Du ja im Grunde auch gesagt.
        Aber was meinst Du mit „Zurückweisung“ des Leib-Seele-Problems? Ist es nicht eher eine Frage, die man auf die eine oder andere Weise beantworten kann bzw. muss? Und entsprechend wird man Schlussfolgerungen für sein Verständnis vom Tod ziehen – im Grunde hast Du das ja in Deiner Arbeit so gemacht, wenn ich das richtig verstanden habe.

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      • Der Fehler des Leib-Seele-Problems ist für mich: Entweder bin ich Leib (gerne reduziert auf „Gehirn“) oder körperloses Bewusstsein, das irgendwo herumwabert. Ich denke schon, wir sind irgendwie unser Bewusstsein, das sich nicht völlig durch Gehirn und Chemie erklären lässt, aber wir sind als Ich auf unseren Körper angewiesen. Er ist die Grenze unserer Welt und das Mittel, mit dem wir die Welt erfahren. Wenn wir das Bewusstsein in einen Computer hochladen könnten (um mal das Standardbeispiel zu bemühen), entsteht ein neues Ich. Die alten Erinnerungen sind zwar noch da, aber das war es auch. Von daher denke ich, dass die Frage einfach irreführend ist, egal ob wir über Leib und Seele oder Körper und Geist sprechen.

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      • Ähm, ich kann gar nicht auf einer fundierten Basis diskutieren. Es war zwar damals ein gefühlt großer Teil des Stoffes, der sich damit auseinander setzte, aber ich habe die Ausführungen eher nur zur Kenntnis genommen. Hatte nicht gedacht, jemals wirklich darüber diskutieren zu wollen :-(. Deswegen hier nur, was mir in Erinnerung geblieben ist: Was ich verstanden habe, dass es die Frage nach dem Zusammenhang von Leib und Seele war. Da gab es mehr als nur zwei Möglichkeiten. Und deswegen fällt es mir gerade auch etwas schwer zu verstehen, wie die Frage, wie der Zusammenhang wohl aussehen könnte, fehlerhaft sein kann. Sicherlich kann man mit der einen oder anderen Antwort nicht so gut weiter diskutieren. Das könnte ich dann schon nachvollziehen.

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      • Ach, kein Grund für Entschuldigungen. Das ist ein Thema, in dem ich immer noch drinstecke, auch wenn ich meinen Abschluss bald vor 3 Jahren gemacht habe und nie wieder professionell mit dem Thema zu tun hatte. Ganz einfach gesagt: Auch wenn mittlerweile viele Philosoph*innen sagen, es gibt einen Zusammenhang, kommt am Ende (fast) immer: „Aber Leib ist wichtiger“ oder „Aber Seele ist wichtiger“. Was für meine Begriffe ein doofes Spielchen ist.

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  2. ein weites feld, ein spannendes feld.
    mich interessiert immer ganz besonders, wie wird mit dem thema, mit dem tod umgegangen? warum ist es bei uns solch ein tabuthema? (ist es das?)
    ich würde mir einen offeneren umgang wünschen und auch das thema kindern (natürlich kindgerecht!) vermitteln wollen.
    natürlich interessiert mich auch das „danach“ – und was es mit dem tod auf sich hat – aber das wird vielleicht immer ein geheimnis bleiben!
    ich bin gespannt auf deine beiträge!

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    • Danke für Deine vielen Anregungen.
      Ein Tabu-Thema sollte es nicht sein. Wahrscheinlich ist es das aber, weil die meisten nicht über das eigene körperliche Ende nachdenken wollen. Da ist sicher viel Angst und Unsicherheit, der man aber gerade durch Austausch begegnen könnte. Dann könnte man sicher auch ungezwungener mit alten und/oder sterbenden Menschen umgehen.
      Wie vermittelt man Kindern den Tod? Da gibt es inzwischen ein paar nette Kinderbücher, die z. B. Ulrike Sokul von Leselebenszeichen vorgestellt hat. Das Problem ist wohl, dass man gut schauen muss, was sie schon verstehen und was nicht. Aber damit habe ich keine praktischen Erfahrungen.
      Ja, ein wenig bin ich selbst darauf gespannt, was sich zeigen, was sich entwickeln will.
      Liebe Grüße
      Belana Hermine

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  3. Da hast du dir ein gutes Thema vorgenommen, was ja auch wirlich gut in die Fastenzeit passt. Ich hab ja beruflich häufig mit Tod und Sterben zu tun und war auch immer wieder fasziniert über die vielen Gesichter des Todes, und die Art wie manch einer stirbt, und was passiert mit denen die zurück bleiben? wie kann ich mich auf den Tod vorbereiten oder trifft er mich IMMER überraschend, egal wie ich auch im Leben damit umgehe? Ich denke manchmal, vor meinem Tod hab ich keine Angst, aber davor, dass er/sie mir meine Liebsten vor mir nimmt. Und ist das dann egoistisch von mir, zu trauern, weil, wer weiss, wo der andere dann ist? Da kann man glaub ich nicht nur über die Fastenzeit drüber schreiben, sondern immer wieder. Vielleicht, wenn wir uns des Todes bewusst sind, hat das Leben mehr Sinn? Schönen Sonntag dir! Kat.

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    • Herzlichen Dank für Deine vielen Fragen und Anregungen. Beruflich habe ich nichts damit zu tun und bin bisher auch ganz froh darum. Aber alle, die tagtäglich mit alten und/oder sterbenden Menschen zu tun haben, haben meinen allerhöchsten Respekt.
      Wird man IMMER überrascht? Ich weiß es nicht, aber bei meinen (beiden!) Großeltern mütterlicherseits hatte ich das Gefühl, dass sie es zumindest sehr deutlich spürten und sie sich auch irgendwie darauf eingestellt hatten. Auch mein Vater schien es innerlich gewusst zu haben.
      Ganz liebe Grüße
      Belana Hermine

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  4. Ich glaub nicht, dass der sterbende uberrascht wird vom sterben. Es sind die die zurück bleiben weil sie es nicht wahrhaben wollen, oft. Hast du das Buch “ Schwester Tod “ gelesen? Das war so sehr interessant, und die Vorstellung von einer weiblichen Todin hat mich mich geborgen fühlen lassen. Kat.🙂

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    • Ah, okay. Ja, das kann sein. Naja, wir wollen eben nicht loslassen, was ja auch ganz nett sein kann.
      Danke für den Buchtipp. Ich schaue gleich, dass ich es bekommen kann. Schwester Tod hört sich von vornherein netter an als Gevatter Tod.
      Liebe Grüße
      Belana Hermine

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  5. Ich finde das sehr mutig und ziehe meinen Hut! Mit Mitte 30 mache ich mir noch nicht so viele Gedanken über den Tod und wenn, dann lenke ich mich gerne davon ab – es ist für mich einfach mit viel Angst behaftet. Ich denke und hoffe, noch Zeit zu haben, mich mit dem Thema „anzufreunden“. Toll, dass du mit so viel Akzeptanz und Weitsicht vorgehst 👍

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    • Mit dem Tod bin ich immer wieder irgendwie konfrontiert worden. Aber letztlich hat wohl jedes Lebensalter seine Aufgaben. Bei Euch geht es gerade um das wachsende, neue Leben. Aber jenseits der Lebensmitte wird es wohl langsam Zeit, sich mit dem unausweichlichen körperlichen Ende auseinander zu setzen. Mal schauen, wie es funktioniert.

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