Tagesgedanken

Gedanken zum Buch „Alice im Wunderland – Wie alles begann“ (Rezension hier)

Ich mag „Alice im Wunderland“ ja sowieso – die Farben, die vielen tollen, manchmal auch kuriosen Ideen, die Vielfalt der Figuren und dass sie alle sein dürfen, wie sie sind. Und natürlich mag ich auch einige Interpretationen, die da so im Raume stehen, z. B. wenn Dodgsons Einfälle mit Erlebnissen von Drogentrips verglichen werden. Laut diesem Buch entbehren solche Spekulationen aber jeglicher sachlicher Grundlage.

In dem Buch gibt es ganz viele Abbildungen von Illustrationen aus Alice-Büchern verschiedener Zeiten und auch Weltregionen. Entsprechend ändert sich die Bekleidung von Alice. Sicherlich taucht sie in allen gezeigten Abbildungen mit Kleid bzw. Rock auf, aber der Stil ihrer Bekleidung zeichnet die jeweilige Mode doch ganz klar nach. Also müsste man tatsächlich immer schauen, aus welcher Zeit das Alice-Buch, das man da gerade in den Händen hält, stammt.

Besonders beeindruckt hat mich dann eine Abbildung aus einem Alice-Buch, das in eine afrikanische Sprache übersetzt wurde. Hier ist Alice als afrikanisches Mädchen mit einem entsprechend typischen Kleid abgebildet. Ich muss zugeben, dass mich das auf den ersten Blick überrascht hat. Aber es ist definitiv verständlich. Schließlich würden afrikanische Leser/innen von einer weißen Alice vermutlich ebenso überrascht sein. In diesem Sinne finde ich es immer wieder gut, auf meine eigenen Vorannahmen und Erwartungen gestoßen zu werden. Nur so bekommt man mit, wovon man so ganz im Stillen und meist auch unbemerkt ausgeht und es als selbstverständlich hält.

Andererseits frage ich mich aber auch, ob eine solche Kulturanpassung wirklich immer angemessen ist. Es sind doch meist Geschichten über Menschen eines bestimmten Kulturkreises, einer bestimmten Region, einer bestimmten Zeit. Setzt man die Person nun plötzlich in eine andere Zeit, in eine andere Region, passt dann die Geschichte noch? Konkret für „Alice im Wunderlang“ sehe ich das nicht so kritisch, aber für andere Bücher/Geschichten kam ich dann da doch etwas ins Grübeln.

Habt Ihr schonmal über sowas nachgedacht? Was hat Euer Nachdenken erbracht?

Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine

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8 Gedanken zu “Tagesgedanken

  1. Eine sogenannte Kulturanpassung finde ich keineswegs immer angebracht, im Gegenteil. Zum Beispiel bei der Inszenierung klassischer Opern von Verdi, Mozart, Wagner oder Puccini. Das stört mich jedesmal enorm, wenn die Handlungen quasi mit Gewalt vermodernisiert werden – wenn z. B. die Götterdämmerung in einem zerstörten Atomkraftwerk stattfindet oder Die Walküre in einer Kläranlage (Inszenierung des Rings der Nibelungen, Bayer. Staatsoper Anfang der 80er Jahre), oder die Ägyptische Armee in Nabucco Nazi-Uniformen trägt – das hat man mal eine Saison lang in der Arena von Verona versucht, da hatte das Publikum aber gnadenlos jede Vorstellung mit Buh-Rufen und Pfiffen quittiert – was ich auch getan hätte… Mein Vater hatte als großer Opernfan – vor allem Giuseppe Verdi war er sehr zugetan – die Idee, man müsse klassiche Opern und auch Operetten unter eine Art Denkmalschutz stellen, d. h. dass die Regisseure:Innen und Intendanten:Innen per Gesetz dazu verpflichtet sein sollten, solche Werke historisch korrekt darzustellen, was Kulissen und Ausstattung anbelangt…
    Auch etliche liebgewonnene Bücher verlieren ihren Charme und ihre Aussagekraft, so finde ich, wenn sie „modernisiert“ werden. Etwas von dem Zauber des Lesens, sich dabei in fremde, ferne, längst vergangene Welten zu begeben, geht dabei verloren…

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    • Da hast Du völlig recht. Man müsste zumindest irgendwie kenntlich machen, dass es sich um eine aktuelle Interpretation handelt. Aber manchmal möchte man doch auch die „Ursprungsversion“ sehen. Dass diese Klassiker noch heute etwas zu sagen haben, ist ja klar. Sonst wären es ja keine Klassiker. Aber man kann den Leser/innen und Zuschauer/innen auch ein wenig eigene Interpretationsarbeit zumuten. Ich habe mit einigen neuen Interpretationen auch so meine Schwierigkeiten. Und ja, auch dieser Aspekt des sich-hinein-Versetzens in eine andere Welt geht verloren, wenn man es an die heutige Zeit anpasst. Beider Wege haben schon ihre Berechtigung, aber bitte nicht der eine zulasten des anderen.

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  2. Ich gehe mit dir mit, wenn du schreibst, dass dies bei Alice…. nicht gar so kritisch zu sehen ist.
    Und ich denke, in solchen fantasievollen Geschichten spielt dies generell keine große Rolle. Fantasie kann man in jedem Land, in jedem Kulturkreis ohne Bedenken gleich lesen. Es ist Fantasie.
    Ich denke eher, dass es diese verschiedenen Regionen einfach anders aufnehmen, jede nach ihren Gegebenheiten. Und auch das ist in Ordnung.
    Übrigens hast du wieder KLASSE gedacht und geschrieben!!!
    Herzlichst mit nachmittäglicher Sonne,
    Edith

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