Wieviel Zweisamkeit tut einer Beziehung gut?
Ein sehr guter Kollege von mir ist Ende Februar vorzeitig in Rente gegangen. Einige Wochen später starb seine Frau. Auch wenn ich sie nicht wirklich gut kannte, hat mich das doch ganz schön erschüttert.
Die beiden hatten noch so viel vor miteinander. Der Kollege hatte mir immer mal wieder von ihren Plänen erzählt und auch darüber berichtet, welche Vorbereitungen sie schon getroffen hatten. Und nun – Knall auf Fall – erstmal alles dahin.
Im Moment ist für ihn wohl aber am schlimmsten, dass er das Gefühl hat, nur Erinnerungen zu haben, die mit seiner Frau zu tun haben. Und die kann er keinem (mehr) erzählen, weil sie keiner miterlebt hat.
Auch wenn ich mir sicher bin, dass das noch der Trauerverarbeitung zuzuordnen ist und es im Moment (noch) ein individueller Eindruck ist, so frage ich mich doch trotzdem, wie viel Zweisamkeit gut für eine Beziehung ist.
Sollten man jede Minute, die einem zur Verfügung steht, mit seinem/r Partner/in verbringen? Man liebt sich doch. Und Gemeinsames macht Spaß. Nicht umsonst lebt man doch miteinander. Aber was ist, wenn dann eine/r der beiden Partner/innen stirbt? Braucht man dann auch Erinnerungen, die nicht mit der/dem Partner/in zusammenhängen? Oder schafft man es einfach, sich dann neue, eigene Erinnerungen aufzubauen?
Oder lebt man jetzt erstmal einfach so, wie es sich gut und passend anfühlt, und vertraut darauf, dass man eine mögliche Trauerphase schon irgendwie in den Griff kriegt?
Macht Ihr Euch über sowas Gedanken? Und wenn ja, wie sehen die aus?
Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine
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Da kann ich nicht mitreden. Bin aus Überzeugung Single. Trotzdem denke ich, dass es in einer Partnerschaft durchaus wichtig ist, auch viel Zeit miteinander zu verbringen. Wie man an deiner aktuellen Erfahrung sieht, weiß man nie was sonst zwischen die vertraute Zweisamkeit – die man später besser leben wollte – kommt. LG Michael
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Ist wohl wie immer nicht die Frage von alles oder nichts, sondern eher einer guten Balance. Für mich sind auch eigene Erfahrungen wichtig, aber natürlich auch die mit MD.
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Nie einsam?
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Oh, ich denke, man kann auch in einer Partnerschaft sehr einsam sein. Andersherum muss man sich, wenn man allein ist, nicht unbedingt einsam fühlen. Das kommt sicherlich immer ganz auf die Ausgestaltung an.
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Mitunter schon, aber da habe ich ja mittlerweile Erfahrung mit. Lol xx Michael
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In einer Partnerschaft zählt die Zweisamkeit. Nicht umsonst hat man sich dafür entschieden.
Aber mein Mann und ich, wir lassen uns unseren Freiraum, wir hängen nicht 24 Stunden aneinander wie Kletten. Ich treffe mich mit meiner Freundin in der Zeit, wenn mein Mann Holz sägt usw., also Arbeiten, die nichts für mich sind.
Unsere Nachbarn fahren sogar getrennt in den Urlaub. Das wäre wiederum nichts für uns, aber wem es gefällt…
Ich stutzte, als du schriebst, er kann diese Erinnerungen, die mit seiner Frau, niemand anderem erzählen.
Im Trauercafe hier wird sehr viel von dem Partner geredet, der verstorben ist. Und auch wir haben einen Freund, der nun allein leben muss, aber wir erzählen ganz viel, wenn wir zusammen sind, von seinem Eheleben. Da blüht er auf, für ihn fühlt es sich alles dann so nah an… Aber Menschen sind verschieden, der eine möchte reden, der andere nicht.
Danke für dieses Thema, ich finde es sehr interessant. Man denkt wieder einmal tiefgründiger…
Liebe Grüße von mir zu dir.
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Danke für Deinen ausführlichen Kommentar.
Ja, es ist sicherlich auch eine sehr individuelle Sache, wie viel Zweisamkeit man braucht und einem gut tut. Meine Wanderungen mache ich meist auch allein. Aber da ich viel von zu Hause arbeite und MD auch, haben wir da ganz viel Zeit, die wir nah beieinander verbringen. Da wir aber auch gemeinsam wandern gehen, können wir die Erlebnisse in besonderer Weise austauschen.
Ich denke, der Kollege meinte, dass die Erinnerungen, die er hat, nur seine Frau in dieser Art verstehen kann, weil sie sie eben gemeinsam erlebt haben. Ihr hat er sie also als Beteiligter erzählt; anderen würde er sie als Außenstehenden erzählen. Ich glaube, das war das, was er gemeint hat. Aber ich bezweifle eigentlich, dass er nur Erinnerungen hat, die er mit seiner Frau erlebt hat. Vermutlich ist das noch die Trauer, die ihm den Blick nach außen noch nicht so ermöglicht. Er hat ja auch Dinge mit seinen Kindern erlebt (und auch mit den Kollegen). Und er ist auch von Arbeit aus viel in der Welt herumgereist – überwiegend dann allein.
Sei herzlichst gegrüßt zu diesem Wochenende
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Entschuldige, bin wieder mal eingespannt, herzlichst Grüße von mir zu dir.
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Alles gut. Keine Sorge. Setze Dich wegen der Kommentare bitte nicht zusätzlich unter Stress. Wenn es wieder geht, geht es wieder, und dann freue ich mich darüber 🙂
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Wir verbringen schon sehr viel Zeit miteinander und seit Martin in Rente ist und ich Zuhause arbeite, noch mehr als früher. Wir machen auch das meiste in der Freizeit zusammen, Früher war das auch mal anders, vor allem, als wir beide noch zu unterschiedlichen Zeiten gearbeitet haben, weil wir beide im Schichtdienst geschafft haben, Martin als Krankenpfleger, ich als Filialverantwortliche im Bio-Supermarkt.
Ich mache mir wenig Gedanken darüber, was ist, wenn einer von uns geht (ausser dass wir alle Vollmachten (Vorsorge-und Betreuungsvollmacht) und Patientenverfügungen griffbereit haben).
Ja, dann gibt es viele Erinnerungen an auch intensive Jahre, an viel Schönes, aber auch an schwierige Zeiten. Trotzdem würde ich uns für uns beide wünschen, dass wir dann nicht nur in der Vergangenheit leben, vielleicht sogar neue Partner finden.
Aber es gab ja auch zwei Leben, bevor wir uns kennengelernt haben, insofern gibt es mehr Erinnerungen als nur an gemeinsame Zeiten. Jeder trauert anders und jeder braucht individuell Zeit dafür. Da wir beide über lange Erfahrungen mit Psychotherapien, Traumabewältigung und anderen Krisen haben, bin ich ganz zuversichtlich, dass wir beide mit der Trauer klar kommen.
Für uns ist auch vorstellbar, gemeinsam zu gehen, wenn die Zeit dafür reif ist.
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Danke für Deine ergänzenden Aspekte zu diesem Thema.
Vermutlich macht es den Abschied am Ende leichter, wenn man sich in gewisser Weise damit auseinander gesetzt hat und es als normalen Lauf der Dinge akzeptieren kann. Es ist natürlich schön, ganz eng mit jemandem zu sein, aber man ist und bleibt doch auch immer man selbst. Das mag im Falle eines Verlusts vorübergehend in Vergessenheit geraten. Aber es wird doch bestimmt auch wieder hervorkommen, wenn genug getrauert ist – wie lange das auch immer dauern mag.
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Ich denke, dass das sehr individuell ist. Ich für meinen Teil richte mein Leben darauf aus, was sich für jetzt richtig anfühlt und nicht darauf, was in Zukunft passieren könnte; oft nimmt das Leben dann ja auch Wege, die nicht vorhersehbart waren.
Liebe Grüße
Ines
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Lieben Dank. Ja, wenn man es schafft, das zu akzeptieren, was kommt, und zu sehen, dass man das Beste daraus machen kann, dann fällt sicherlich so manches leichter.
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Ja, natürlich ist das nicht immer einfach … sogar ein ziemliches Stück Arbeit.
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🙂
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Danke für den Beitrag Belana Hermine
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🙂
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Tante von mir war über 50 Jahre verheiratet.
Hat sich nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr erholt.
Zurückgezogen, täglich auf Friedhof.
Nach etwa 6 bis 7 Jahren jetzt mit etwa 80 dement, 24h Pflege.
Ich kenne auch 80 jährige die täglich zu Fuss unterwegs sind…
Mein Beileid dem Kollegen.
Was ich damit sagen möchte – vielleicht Trauerarbeit mit professioneller Hilfe eine Möglichkeit um nicht am Tod der geliebten Partnerin zu zerbrechen.
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Ja, bei sehr engen Beziehungen hört man es öfter, dass der eine Partner kurz nach dem Tode des anderen Partners stirbt. Bei unseren Nachbarn der Kindheit war es auch so. Ca. anderthalb Jahre nach ihrem Tod ist er gestorben. Kurz vor Corona, was der ganzen Sache vielleicht (aber wirklich nur vielleicht) ein klein wenig die Schärfe nimmt.
Mit dem Kollegen stehe ich noch in recht engem Kontakt. Er hat zwei Kinder, die sich rührend kümmern. Und wir sprechen auch über vieles dieser Zeit. Sollte ich das Gefühl haben, dass da was härter läuft, als ich es erwarten würde, würde ich mit dem Hinweis auf professionelle Hilfe nicht hinter dem Berg halten. Aber gut, dass Du auch daran noch einmal erinnerst.
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