Gedanken zum Buch „Lockdown“ (Rezension hier)
Ich finde es immer ein kritisches Unterfangen, im Nachhinein Entscheidungen zu bewerten, die man unter bestimmten Bedingungen getroffen hat. In der Regel haben sich die Bedingungen geändert, man weiß hinterher, wie es funktioniert hat, man weiß hinterher in der Regel mehr als man zum Zeitpunkt der Entscheidung wusste etc.
In diesem Sinne halte ich ein schnelles Entscheiden und Reagieren in einer Krisensituation durchaus für vernünftig. Was mir im Grunde gefehlt hat und zum Teil immer noch fehlt, ist eine größere Offenheit hinsichtlich der Gründe und der gesetzten Zielrichtungen für Entscheidungen. Sicherlich wäre es auch sinnvoll gewesen (und ist es auch heute noch), nach der Entscheidung einen Diskussionsprozess in Gang zu setzen, in dem man fundierte, langsamere ggf. korrigierende oder revidierende Entscheidungen hätte treffen können. Man hätte sicherlich in solchen Diskussionsprozessen für viele Dinge auch kreative Lösungen oder Verbesserungen herausarbeiten können. Ich denke, dass wir da Vieles vergeben haben.
Leider herrscht in der Politik eher die Denke vor, dass man sich nicht irren darf, dass man Entscheidungen nicht revidieren darf. Da sind Wissenschaftler anders. Sie schauen sich die Daten-/Faktenlage an und interpretieren diese. Und wenn sich die Fakten-/Datenlage ändert, dann können sich auch Interpretationen ändern. Sie sprechen dann aber auch ganz offen darüber.
Natürlich wusste man zu Beginn der Pandemie nicht wirklich, welche Verbreitungswege des Virus suchen wird, wie tödlich es wirklich ist etc. Also wählte man erstmal einen vorsichtigeren Weg. In dem Zuge, in dem man das Virus kennenlernt, kann man dann die Maßnahmen anpassen.
Es gibt ein zweites „Leider“ – leider herrscht in vielen Diskussionen ein entweder-oder-Denken vor, gepaart oder verbunden mit dem Drang, eine Diskussion gewinnen zu wollen/müssen. Warum geht denn kein sowohl-als-auch? Sowohl Verhinderung von Kontakten als auch Ermöglichung von Kontakten, da wo es aus sozialer/humanitärer Sicht äußerst geboten ist (z. B. Besuch von Kranken und Sterbende; Präsenzunterricht für die am meisten gefährdeten Kinder). Wir sind so viele Menschen. Da müssten doch so viele gute Ideen zusammenkommen, wenn man das Einende in einer Diskussion in den Vordergrund stellt, nämlich eine gute Balance aus Schutz vor dem Virus und Kontakten, wo es am nötigsten ist.
Ansonsten wäre ein Fazit aus dem Buch, dass es um unsere Krisenprävention nicht allzu gut bestellt ist. Da kam dann auch ein Satz wieder hoch, der in der Anfangszeit der Pandemie mal recht oft benutzt wurde: There is no glory in prevention. Man muss Geld ausgeben und Anstrengung leisten. Im besten Fall gibt es keine Krise und alles war umsonst. Im ungünstigen Falle gibt es eine Krise. Aber dass man dann ein paar schwere Auswirkungen durch die Vorbereitung verhindern konnte, wird immer unberechenbar bleiben. Bleibt am Ende in der Wahrnehmung, dass man Geld und Anstrengung für umsonst in den Sand gesetzt hat. Umsonst Steuergelder ausgeben? Das ruft doch gleich wieder allerlei Institutionen und Gegenbeweger auf den Plan.
Tja, ein ziemlich komplexes Gewirr aus ja, nein, vielleicht. Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam gute Wege finden, das auf mitmenschliche Art und Weise aufzuarbeiten und zu einer gemeinschaftlich akzeptierten Vorsorge finden könnten. Covid-19 wird nicht das letzte Virus dieser Erde sein.
Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine
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