Heute soll es um eines der wichtigsten Themen der ganzen Wanderung gehen – ums Essen 🙂
Allgemein gilt japanisches Essen wohl als gemüse-, fisch- und reislastig. Und so habe ich es auch erlebt. Rein vegetarisch (vegan?) war es nur in den Tempelunterkünften in Koyasan. Fleisch gab es in einigen wenigen Unterkünften – und dann hatte ich den Eindruck, man bot es für die „Ausländer“ an.
Eine Mahlzeit besteht aus vielen verschiedenen kleinen Dingen – also nicht EIN großes Essen. Hier mal ein Beispiel für ein Abendessen.

Reis ist ganz obligatorisch. Normalerweise gibt es davon so viel, wie man möchte. Das mit dem Deckel ist eine Misosuppe. Auch die ist eigentlich bei jedem Essen dabei, immer mit ganz verschiedenen Einlagen. Links oben in der Ecke ist Tempura – in Teig ausgebackenes Gemüse. Rechts unten ist Sashimi – roher Fisch auf fein geraspeltem Rettich. Sashimi gab es oft, aber nicht immer. Tempura war meist in irgendeiner Form dabei. Hier gibt es jetzt noch drei verschiedene Sorten eingelegtes Gemüse. Was es hier gerade nicht gab, war gebratener oder geräucherter Fisch, den es aber auch sehr oft gab. Hin und wieder gab es auch einen kleinen, süßen Nachtisch, aber bei weitem nicht immer. Also mit dem Abendessen hatte ich nie ein Problem, es sei denn, es war ein kompletter Fisch, der überwiegend aus Gräten bestand 😉
Eigentlich sieht das Frühstück ziemlich ähnlich aus. Hier ebenfalls ein Beispiel.

Was vielleicht auffällt ist, dass es deutlich weniger umfangreich ist. Auch hier ist Reis obligatorisch, wie auch die Misosuppe. Ein gebratenes Ei ist eher eine Seltenheit. In der Regel gibt es ein rohes Ei, das die Japaner mit Sojasauce mischen und dann über den Reis schütten. In diesem blütenähnlichen Schüsselchen sind ganz viele Babyfischchen. Oh, wenn die mich schon am Morgen mit ihren großen Augen angeschauten, dann fiel es mir die ersten Tage deutlich schwer, sie aufzuessen. Ein bisschen Wehmut ist bis zum Ende geblieben. Häufig gab es auch morgens Fisch. Wenn es ein Stück war, war es okay. Ansonsten hatte ich damit ähnliche Probleme wie abends, wenn es ein ganzer Fisch mit vielen Gräten war. In der Mitte des Tabletts liegen ein paar Nori-Blätter. Dort konnte man Reis einwickeln und ihn essen. Ich habe mir die Blätter als kleinen Snack für unterwegs mitgenommen. Die rötliche Kugel unten ist eine sauer-würzig eingelegte Pflaume. Die gab es nahezu zu jeder Mahlzeit – morgens wie abends.
Was man auf den Bildern nicht sieht, ist Tofu. Den gab es aber relativ oft in ganz verschiedenen Ausprägungen. Die meisten schmeckten richtig gut. Bei einer Sorte brauchte ich aber recht viel Sojasauce, um ihn essen zu können 😉
Manchmal gab es etwas ganz Besonderes.
Hier gibt es zusätzlich eine Nudelsuppe (Udon), die auf einem kleinen Feuer noch am Platz am Kochen gehalten wird.

Hier gibt es Japanischen Feuertopf. Keine Ahnung, ob es wirklich so heißt – ich habe es einfach mal so getauft. Auf einem Feuer steht ein Topf mit Wasser oder bereits gewürzter Brühe. In den kann man nach Belieben die ganzen Leckereien des großen Tellers (Pilze, Salate, Fleisch etc.) geben, sie garen lassen und dann mit verschiedenen Saucen essen. Eine sehr kommunikative Angelegenheit, wenn man die Sprache der Mitesser versteht 😉 Aber trotzdem total lecker.


Das allermeiste des Essens habe ich sehr genossen. Es gab aber einige Dinge, an die ich bis zum Ende nicht wirklich heran konnte. Das war einmal diese Pflaume. Dann waren es ganze Fische, wenn sie einen so anschauten – und dann noch die vielen Gräten. Das rohe Ei habe ich morgens auch nicht geschafft. Hin und wieder gab es direkt ein Spiegelei oder ein gekochten Ei. Ein paarmal bin ich auch gefragt worden, ob ich ein rohes Ei (Ei = tamago, vgl. Tamagotchi) wolle. Dann habe ich etwas Anderes bekommen. Aber ansonsten war alles fein.
Mit einer großen Ausnahme: NATTO
Da gab es also gleich am Anfang einen Becher, der wie ein Joghurt-Becher aussah. Voller Vorfreude machte ich ihn auf und fand darin irgendwelche kugelartigen Dinger, die aussahen, als wären sie vergammelt. Sie rochen auch völlig vergammelt. Als ich dann mit den Stäbchen eine dieser Kugel hochhob, zogen sich daran Fäden. Es waren vergammelte Bohnen. Eine wahre Delikatesse für Japaner und wohl auch äußerst gesund. Allerdings fürchtete ich, dass mein Verstand mir einfach nur Magenschmerzen und Übelkeit einreden würde. Deshalb habe ich das dann lieber gelassen.
Diese „Esskultur“ bildete sich in den Landschaften, durch die ich gegangen bin, durchaus ab. Es gab viele Reisfelder in unterschiedlichen Reifegraden. Es gab viele Gewächshäuser, aber auch „freie“ Gemüseplantagen. Und es gab etliche Gebiete mit Obstbäumen. Dafür habe ich nur zwei sehr kleine Rinderställe gesehen, einmal ein paar Schafe auf der Weide, keine Schweineställe, keine Hühnerställe. Aber zur Landwirtschaft soll noch ein weiterer Nachtrag folgen.
„Esskultur“ ist natürlich auch in Supermärkten erkennbar. Die Bereiche mit Molkereiprodukten waren äußerst klein – gemessen an denen zu Hause, die Fischabteilungen dafür umso riesiger, Fleischer nur klein. Das Obst ist sehr teuer – überall – beim Gemüse kam es ein wenig darauf an, wo man es kaufte. In den großen Supermärkten gab es auch immer etwas billigere Angebote (neben den teuren). Am billigsten waren die Stände am Straßenrand. Auch vorgefertigte Essen oder halbfertige Gerichte scheinen in Japan beliebt zu sein. Dazu gehören neben Sushi auch Reisdreiecke, die mit verschiedenen Dingen gefüllt sein können, etwas mehr als einen Euro kosten, und von denen zwei ein gutes Mittagessen für mich ergaben.
Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine