Darf man einem Menschen den Tod wünschen?

Grundsätzlich darf man sich vielleicht erstmal alles wünschen, solange man nicht direkt zur Umsetzungstat schreitet.

Wenn man sich den Tod eines Menschen wünscht, dann fällt er ja dadurch nicht gleich tot um. Aber was sagt das über einen selbst aus?

Möglicherweise muss man hier auch wieder ein bisschen differenzieren. Warum wünscht man sich das?

Wenn es um den eigenen Vorteil geht, dann fände ich das schon ziemlich verwerflich. Also, wenn man schnell an ein Erbe ran will. Oder man ist so neidisch auf jemanden, dass man es nicht mehr ertragen kann. Oder da steht jemand der eigenen Karriere im Weg. Nee, damit kann ich mich überhaupt nicht anfreunden.

Aber was ist mit solchen Wünschen aus Mitgefühl? Da ist jemand todkrank und leidet und man kann es schon gar nicht mehr mit ansehen. Wenn man dann denkt, dass es für denjenigen wohl eine Erleichterung wäre, ist das dann auch verwerflich? Irgendwie kann ich sowas sehr gut verstehen. Vermutlich wäre es auch eine „Erleichterung“ für einen selbst, weil man ja sehr wahrscheinlich in die Pflege involviert ist oder stark von ihr in Anspruch genommen wird (viele finden das aber auch als eine sehr wertvolle Zeit). Aber solange das Mitgefühl für den Anderen im Vordergrund steht, hätte ich dafür einiges an Verständnis. Ich glaube, hier würde sich auch das Thema „Sterbehilfe“ einreihen, das ja auch von der moralischen Seite her immer mal wieder sehr heiß diskutiert wird.

Naja, und dann gibt es da noch die Fälle, in denen jemand jemandem das Leben echt zur Hölle macht. Ein/e trinkende/r, schlagende/r, missbrauchende/r Elternteil/Verwandte/r vielleicht. Könnte man es verstehen sollen, wenn sich der/die Betroffene dann diese Person weg, also tot wünscht? Vielleicht in gewisser Weise. Weg wäre möglicherweise der „nettere“ Wunsch – vielleicht in eine Klinik oder so. Aber tot? Das hat schon was Endgültiges. Und wer ist man denn, über Leben und Tod entscheiden zu wollen? So sehr ich den Grund verstehen kann, wirklich akzeptieren kann ich den Wunsch wohl nicht.

Summasummarum ist und bleibt für mich der Wunsch nach dem Tod eines Menschen also durchaus moralisch fragwürdig. Aber ich kann akzeptieren, dass die Gründe/Anlässe dafür durchaus manchmal verständlich sein können.

Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine

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22 Gedanken zu “Darf man einem Menschen den Tod wünschen?

  1. Gut, dass Du den Gedanken an leidende, sterbenskranke Menschen hier auch mit einbezogen hast.
    Denn das ist wirklich eine Situation, wo ich im realen Leben schon Menschen gewünscht habe, dass sie endlich und in Frieden gehen dürfen, wenn ihr Leben über längere Zeit nur noch aus Schmerzen bestand (und diese Scherzen so intensiv waren, dass kaum noch eine angemessene Pflege möglich war) und sicher kaum mehr lebenswert war.
    Oft genug habe ich auch bei diesen Menschen, erlebt, dass ein Ende des Leidens auch der einzige Wunsch war, den sie noch äussern konnten, bis hin zur Bitte, sie dabei zu unterstützen.
    Und ich habe in solchen Situationen wirklich zwei, drei mal ernsthaft darüber nachgedacht, wie ich ihnen diesen Wunsch erfüllen könnte, habe mich aber immer dagegen entschieden, weil ich das mit meinem Gewissen nicht hätte vereinbaren können.
    Insoweit halte ich es auch für legitim (und überaus menschlich), einem anderen Menschen aus Mitgefühl „den Tod zu wünschen“ – oder besser, ein leichtes Sterben….
    -_-_-_-
    Anders sieht es aber bei Deinen anderen Beispielen aus, von denen meine Oma wohl gesagt hätte, solche Gedanken gehören sich nicht:
    „Egal, was ein Mensch auch gemacht hat, den Tod hat er nicht verdient“
    Wobei ich zugeben muss, dass ich durchaus schon mal dem einen oder anderen unangenehmen Zeitgenossen „die Pest an Hals“ gewünscht habe. Und dabei überlegt, wie die Welt wohl aussehen könnte, wenn er nicht mehr sein Unwesen treiben kann…..
    Aber dabei habe ich dann auch mehr darauf gebaut, dass er die Pest womöglich nicht überlebt…..

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    • Ich hatte versucht, hier mal möglichst umfassend zu sein. Oftmals picke ich mir ja einen Aspekt heraus und betrachte ihn recht isoliert. Und da gehörte das dann einfach mit dazu. Meine eine Oma fraget auch immer, warum sie nicht sterben dürfte. Dabei hatte sie keine Krankheiten oder Schmerzen oder so. Eigentlich würde man dann doch demjenigen „gönnen“, dass sich sein Wunsch erfüllt.
      Aber ansonsten habe ich auch so das Gefühl Deiner Oma: „Das tut man einfach nicht.“
      Das mit der Pest, passiert vermutlich eher im Affekt. Dann meint man es wohl meist auch gar nicht so, sondern will/muss nur mal seiner Wut oder seinem Ärger Luft machen.

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  2. Mein Kommentar würde nur das wiederholen, was Wilhelm schon geschrieben hat. Es gibt zwar so Zeitgenossen, denen ich durchaus gelegentlich den Tod wünsche, aber ob das dann die Lösung wäre, ist ja auch fraglich. Ich muss allerdings gestehen, dass sich mein Trauer bei Leuten wie Trump und Putin in sehr überschaubaren Grenzen halten würde.

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      • Das stimmt natürlich, wobei ich zugeben muss, das beides bei besagten Herrn schon mal Hand in Hand geht. Aber letztlich ist damit die Welt vermutlich auch nicht gerettet. Wenn ich aber sehe, wie Herr Putin tausende Menschen in den Tod schickt, dann…

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      • Ja klar, das kann auch Hand in Hand gehen. Und bei manchen möchte man sich gern vorstellen, dass es dann besser wird. Ich fürchte aber, dass das ein Trugschluss ist, weil – gerade bei besagtem Herrn – ausreichend viele Gewehr bei Fuß stehen, um in seine Stapfen zu treten.

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  3. Guten Morgen Belana, Lutz hat mich auf deinen Artikel aufmerksam gemacht. Wir vom Totenhemd-Blog würden deinen Artikel gern bei uns rebloggen. Wir haben auch über die inzwischen vom Bundesverfassungsgericht berechtigte Sterbehilfe geschrieben. Ich habe gelernt, dass jemand der sehr an seinen Schmerzen leidet dennoch immer wieder einen Lebensblitz erkennen kann auch wenn der Sterbewunsch nahe liegt.
    In meinem Leben gibt es einen Menschen, dem hab ich mal aus lauter Ohnmacht und Wut den Tod gewünscht … das löste sich aber irgendwann wieder auf, weil ich mehr mit mir und diesem Menschen im Reinen war.
    Jetzt klick ich mal noch ein bissel in deinem Blog und lasse mich von deinen Pilgerrouten inspirieren. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag. Herzlicher Gruß. Petra

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    • Liebe Petra,
      vielen Dank fürs Rebloggen und Danke an Lutz für den Hinweis.
      Ja, ich denke, Sterbehilfe ist eine ganz heikle Sache. Nur weil jemand Schmerzen hat, zu schlussfolgern, dass er/sie nicht mehr leben will, greift sicherlich deutlich zu kurz. Für mich wäre dann die Frage, ob die Lebensblitze die Schmerzen aufwiegen. Aber da kann wohl immer nur der/die Betroffene selbst bestimmen. Und genau da liegt ja auch das Problem. Wie frei und wie bewusst und klar ist eine solche Entscheidung getroffen?
      Aus „Ohnmacht“ den Tod wünschen – danke, das ist nochmal ein guter Aspekt. Ja, ich habe auch mal jemandem den Tod gewünscht. Und dann ist er/sie ohne sein/ihr oder mein Zutun gestorben. Da gab es leider nichts mehr ins Reine zu bringen. Und daran laboriere ich eben immer noch herum, allerdings inzwischen mit etwas Hoffnung, es doch zu schaffen.
      Auch Dir einen schönen Sonntag und dann eine gute Woche.
      Liebe Grüße Belana Hermine

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      • Ich habe das jetzt erstmal rebloggt. Wir werden das Thema sicher noch mal aufgreifen und dann noch mal verlinken.
        Es hinterlässt mich im Moment sehr nachdenklich, wie ich diese Frage würde beantworten wollen.

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      • Lieben Dank fürs Rebloggen. Ich kannte den Blog gar nicht, habe ihn jetzt aber auch abonniert.
        Vielleicht gibt es auf diese Frage gar keine klare und eindeutige Antwort. Möglicherweise hängt die Antwort immer von der konkreten Situation ab?

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      • Hallo Belana, wie du siehst, haben wir rebloggt und uns fleißig Gedanken gemacht und es arbeitet :-).
        Was du schreibst: „Wie frei und wie bewusst und klar ist eine solche Entscheidung getroffen?“ – genau das ist ja der Diskussions- und Streitpunkt und deshalb sehr persönlich zu nehmen und zu schauen.

        Dass bei dir noch „etwas Unreines“ hängt tut mir leid. Ich muss dir sicher nicht sagen, dass es schöne Rituale gibt, mit den Toten ins Reine zu kommen. Du pilgerst, da gibt es doch sicher viele schöne Gelegenheiten das mal anzugehen und in Zwiesprache zu gehen. Ich denke auch, dass du das schaffst.

        Einen guten Start in den Tag. Herzlich. Petra

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      • Liebe Petra,
        zum (selber) Denken anzuregen, ist genau mein Anliegen. Hier gibt es eigentlich keine vorgefassten Meinungen, sondern immer nur meine Eindrücke, die ich ja häufig genug selbst in Frage stelle. Mir hilft das, ein wenig klarer zu sehen. Und oftmals gibt es viele Anregungen, die einem auch immer mal wieder weiterhelfen.
        Ja, ich kenne viele Rituale. Und eigentlich wollte ich dieses Jahr auf dem Pilgerweg schon etliches klären – aber dann kam alles anders, wobei das ja nicht ungut ausgegangen ist.
        Wenn Du magst, kann ich Dir gern ein bisschen mehr über die Hintergründe schreiben. Allerdings ist mir das für das Internet zu privat. Aber wenn Du magst, dann kannst Du mir gern eine E-Mail-Adresse an belanahermine@yahoo.de schicken.
        Dir inzwischen einen schönen Nachmittag/Abend und liebe Grüße
        Belana Hermine

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  4. Bei Putin und dem Trumpel würde ich sicher keine Träne weinen, sollte diesen Beiden ein tödliches Ungemach ereilen. Auch dem Kim Jong Un und einigen Unholden der chinesischen Führungsriege nicht. – Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals jemandem in meinem persönlichen Umfeld den Tod gewünscht zu haben. Aber geträumt habe ich vor vielen Jahren davon: Der ehemalige Chefkoch in einem Münchner Innenstadtlokal war ein Zyniker und Sadist ersten Ranges, ein Kellnerhasser, der uns Bedienungen und Kellner oft bis aufs Blut schikanierte. Und da träumte ich eines Tages, dass ich diesem Widerling in einer finsteren Straße auflauerte, und mit einem langen, scharfen Küchenmesser ungezählte Male auf ihn einstach…

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    • Boa, das ist aber ein fieser Traum. Gut, dass es nur ein Traum war. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass man auf jemanden, der einem das Leben zur Hölle macht, so wütend wird und sich ihm gegenüber auch so hilflos fühlt, dass man ihn nur noch weg haben will – wie auch immer.
      Vermutlich ist es genau diese Hilflosigkeit, die wir gegenüber diesen radikalen Patriarchen verspüren.

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