Da es aus meiner Sicht nicht Anliegen einer Rezension ist, sich in eine Diskussion darum zu begeben, ob man die Inhalte für richtig hält oder nicht, es mir aber doch am Herzen liegt, etwas dazu zu sagen, möchte ich dies in einem separaten Beitrag tun. Es geht im Wesentlichen darum, dass ich einige Aspekte in anderen Quellen anders erfahren habe und mich einige abweichende Darstellungen in diesem Buch nicht wirklich von ihrer Richtigkeit überzeugen konnten.
Im Buch wird eine Verbindung zwischen Schamanismus und christlicher Religion hergestellt, was vom Grundansatz her ja eine gute Idee ist. Jedoch empfinde ich die gewählte Darstellung nicht durchgehend als zutreffend. Schamanismus hat sich als eine Art „Naturreligion“ relativ früh in der menschlichen Geschichte an verschiedenen Stellen der Erde mehr oder weniger gleichzeitig herausgebildet. Das kann man z. B. bei Eliade nachlesen. Damals hatten Schamanen verschiedene Funktionen. Aus diesen haben sich unterschiedliche Spezialisten (Ärzte, Psychologen) und eben auch Religionen mit z. B. Pfarrern, Pastoren, Priestern etc. herausgebildet.
In Europa fanden sich schamanische Elemente z. B. bei den Kelten (z. B. Druiden, Barden etc.) und im sogenannten Heidentum. Mit beidem ist das Christentum nicht gerade zimperlich umgegangen. Alte Riten wurden verboten. Ließen sie sich nicht verbieten und unterbinden, wurden sie uminterpretiert und gelangten so in die Religion, wo sie in manchmal nur noch schwer erkennbarer Weise weiterleben. Viele christliche Feiertage liegen um die jahreszeitlichen Festtage der Kelten, aber eben nicht genau an diesen. Kirchen wurden häufig auf spirituellen oder Ritual-Plätzen gebaut. Warum? Nicht etwa, um diese Plätze zu erhalten, wie es in dem Buch heißt, sondern um den Zugang zu diesen Plätzen zu verhindern und die ehemaligen Rituale durch die neuen effektiv zu überschreiben.
Es gibt natürlich noch einen Grund, weshalb diese Plätze für die neuen Kirchen genutzt wurden: Sie erwiesen sich auch für die neue(n) Religion(en) als kraftvolle, spirituelle Plätze. Und damit sind wir bei dem Punkt, inwieweit schamanische Elemente im Christentum vorhanden sind. Wir haben nur diese eine Realität. Also basieren auch alle religiösen und/oder spirituellen Interpretationen auf dieser einen Realität. Und ja, viele Rituale, die wir z. B. in den Gottesdiensten sehen, können auch mit schamanischen Augen betrachtet und als schamanische Rituale interpretiert werden. Ein großer Unterschied ist aber, dass in der christlichen Religion diese Rituale nur von Priestern ausgeführt werden (dürfen). Erleuchtung ist (zumindest in der christlichen Religion) nur für diese Personen möglich. Alle Anderen sind auf die Arbeit der Priester, Pastoren und Pfarrer angewiesen. Allerdings ist hier in letzter Zeit etwas „Entlastung“ zu beobachten.
Im Buch wird auch darüber geschrieben, woran man einen wahren Schamanen erkennen würde. Ein Aspekt ist demnach, dass er nicht groß Reden von sich macht bzw. „mit leiser Stimme“ spricht. Inwieweit das in unserer heutigen Zeit wirklich möglich ist, wo man einfach gehört werden muss, wenn man mit einem Angebot sein Geld verdienen will/muss, kann ich nicht beurteilen. Aus meiner Sicht gibt es in dem Buch aber Stellen, von denen ich nicht behaupten würde, dass sie mit bewusst leiser Stimme sprechen.
Auch wenn sich das jetzt alles sehr negativ anhört – wenn man wissen möchte, wie schamanisches Heilen in der Praxis aussehen kann, dann ist das Buch sicherlich recht aufschlussreich. Wenn es sich auf diesen Aspekte konzentriert/beschränkt hätte, wäre das sicherlich für das Buch förderlich gewesen.
Wir sehen uns auf dem Weg.
Let’s go!
Belana Hermine